Mit rund 80 Jugendlichen war die U18-Wahlveranstaltung, die die AG-Jugendpartizipation des Stadtjugendrings organisert hatte, knacke voll besetzt.
Nach der Vorstellungsrunde der eingeladenen Politiker*innen, ging die Fishbowl-Diskussion gleich in die Vollen, so dass nach kurzer Zeit feststand: Es muss noch ein Stuhl mehr für Jugendliche aufgestellt werden.
Und sie hatten nicht nur Fragen, sondern brachten auch ihre Meinungen, EInstellungen und Gedanken mit – und in die Diskussion ein.
Den Auftakt machte Emil (12) aus Lüneburg. Er hatte in der Vorstellungsrunde von Michèl Pauli (Kandidat Die Linke) positiv wahrgenommen, dass der sich für bessere Fahrradwege und die Auto-unabhängige Beweglichkeit in den Städten aussprach. Nun wollte er von den anderen Parteien auch gern wissen, wie die sich dazu stellen.
Eckhard Pols (MdB CDU) wies darauf hin, dass es erst einmal eine Aufgabe der Städte und Gemeinden sei. Der Bund könne zwar Programme auflegen und damit die Länder unterstützen – aber die lassen wohl oftmals die Gelder auch versickern, so dass sie nicht in den Kommunen (Städte und Gemeinden) ankommt.
Hiltrud Lotze (MdB SPD) lud Emil dazu ein, das mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie würde sich sehr freuen, wenn er mit seinen Freunden mal zu ihr käme und sie die von ihnen entdeckten Missstände oder Ideen vorstellt.
Klaus Petrasek (Vertreter des Kandidaten, Herrn Schmidt-Jortzig, FDP) fand die Anregung von Emil sehr gut. Er berichtete von einem Beispiel aus den Niederlanden, in dem es um eine Gemeinde ging, die massive Verkehrsprobleme hatte und sie unter anderem durch die Förderung des Radverkehrs sehr gut in den Griff bekam.
Moritz Meister (Grüne Jugend und mit Hoger Schulz-Hendel Vertreter von MdB Julia Verlinden, B’90/Die Grünen) unterstützte Emil auch, er stellte kurz den Gedanken des “Shared Space” vor – dabei geht es um die “Entgrenzung” und gemeinsamer Nutzung des Verkehrsraumes mit höherer Verantwortung aller Verkehrsteilnehmer*innen für einander. Im Programm der Grünen spielt der Radverkehr schon immer eine wesentliche Rolle, da es hierbei ja um ein emmissionsfreies Verkehrsmittel geht. Sie setzen sich unter anderem auch dafür ein, dass Fahrradfernwege gebaut werden, damit zum Beispiel auch das Pendeln zur Arbeit besser mit dem Rad möglich ist. Dafür setzen sich die Grünen ein, dass auf Bundesebene rund 800 Millionen Euro für diesen Ausbau bereitgestellt wird.
Nicht nur Lüneburger Jugendliche…
Aber die Youngsters kamen nicht nur aus Lüneburg, sondern beispielsweise auch aus Winsen/Luhe. So dass auch die Nachfrage von Özlem aus Winsen zur Infrastruktur dieser Kleinstadt zum Thema wurde. Sie bewegte, dass Städte, wie Winsen immer weniger für Kinder und Jugendliche zu bieten hat. Für alle Dinge der Freizeitgestaltung müsse man entweder nach Hamburg oder Lüneburg fahren. Was könne hier von der Bundespolitik gemacht werden – denn das sei doch kein Zustand…
Die Antworten der Politiker*innen fielen sehr unterschiedlich aus, so bezog sich Eckhard Pols (MdB CDU) zunächst schwerpunktmäßig nur auf Einkaufsmöglichkeiten. Man müsse den lokalen Handel stärken. Je mehr im Internet gekauft werde, desto stärker würde der Einzelhandel vor Ort geschwächt – da müsse man sich nicht wundern, wenn die Geschäfte aufgeben müssten…
Hiltrud Lotze (MdB SPD) wies darauf hin, dass das von Özlem angesprochene ein ganz zentrales Problem ist. Denn Aufgabe der Bundespolitik ist es ja, genau dafür zu sorgen, dass die Lebensverhältnisse in den vielen Städten und Gemeinden nicht zu weit auseinander fallen. Sie gab der Jugendlichen den Tipp, sich in Winsen auch mehr einzusetzen und sich in die Kommunalpolitik einzumischen. Dies sei sehr wichtig.
Michèl Pauli wies darauf hin, dass die Bundespolitik schon etwas machen könnte: Die Kommunen entlasten und dadurch überhaupt erst die Spielräume zu schaffen, dass Kinder und Jugendliche in den Städten und Gemeinden gemeinsam mit der Kommunalpolitik etwas bewegen können. Denn die meisten Kommunen leiden unter ihrer Verschuldung und können gar nicht so viel machen, wie es vielleicht wollten.
Eine Menge mehr Themen standen in den gut eineinhalb Stunden auf dem Plan. So wurde auch über das Thema Schule gesprochen, Ganztagsschule wurde hier zu einem heiß umkämpften Schwerpunkt. Aber auch das Schulessen wurde angesprochen.
In einem anderen Diskussionsbereich drehte es sich um das Wahlalter, beziehungsweise um die Senkung des Wahlalters. Hier wurde gleich von mehreren Jugendlichen hinterfragt, wie die Politiker*innen dazu stehen, dass bei Senkung des Wahlalters, das Wählen vielleicht von Kindern nur als ein “Spaß” wahrgenommen würde. Oder ob Kinder und jüngere Jugendliche nicht zusehr von ihren Eltern in ihren Einstellungen beeinflusst werden würden?
Leider musste der erste Teil der Fishbowl dann zugunsten der U18-Wahl etwas gekürzt werden, jedoch nicht mit dem gewünschten Erfolg: Die Schulklasse aus Winsen/Luhe musste den Zug rechtzeitig erreichen und nahm dann doch nicht, trotz vorgezogener Wahl, daran teil.
Trotzdem nahmen insgesamt 35 unter 18-jährige an der Wahl teil.
Während anschließend noch eine zweite Runde der Fishbowl lief wurde parallel die Auszählung vorgenommen und Präsentation der Wahlergebnisse vorbereitet.
Und hier sind sie – Eure Zahlen des Abends:
(Achtung: Bei der Auswertung im Rahmen der U18-Wahlveranstaltung ist uns beim Zählen ein Fehler passiert – mit fatalen Folgen: Es sind 3 Zweitstimmen nicht mitgezählt worden. Eine für die Grünen, eine für die Linke – und ganz ärgerlich: Die einzige Stimme für die CDU, die dadurch auf den Stand “aller anderen Parteien ohne eine Stimme” gefallen war.
Dafür möchten wir uns aufrichtig bei der CDU, Herrn Pols und den Wähler*innen entschuldigen, deren Stimmen nun in der ersten Präsentation nicht erschien!!!)